Die KPÖ hat im Innsbrucker Wahlkampf erneut wesentliche Schritte nach vorne gemacht. Wir haben Pia Tomedi und Jakob Hundsbichler befragt, wie für sie Wahlerfolg und Parteiaufbau zusammenhängen.
Liebe Pia, herzliche Gratulation zu eurem schönen Ergebnis in Innsbruck. 6.72% sind es schließlich geworden, seit 1971 der erste Wiedereinzug in den Innsbrucker Gemeinderat und das gleich mit drei Mandaten. Wie groß war die Überraschung?
Pia Tomedi: Wir waren positiv zuversichtlich, aber dieses große Vertrauen freut uns natürlich sehr. Das Ergebnis liegt nochmals über den guten Umfragen, die es im Vorhinein gegeben hat. Aber so ein Ergebnis ist vor allem ein Auftrag für die nächsten Jahre. Wir haben versprochen, eine Partei zu sein, die sich kümmert und dafür zu sorgen, dass leistbares Wohnen Schlüsselthema bleibt. Deshalb geht es jetzt auch gleich mit den nächsten Sprechstunden und Unterstützungsangeboten weiter.
Lieber Jakob, dir auch herzliche Gratulation. Du warst als Wahlkampfleitung im Hintergrund sehr aktiv dabei, diesen Erfolg möglich zu machen. Was ist für dich an diesem Ergebnis der größte Erfolg?
Jakob Hundsbichler: Die KPÖ in Innsbruck hat in diesem Wahlkampf viele Schritte nach vorne gemacht, viele neue Aktive, die auch Verantwortung übernehmen und ein schönes Gemeinschaftsgefühl. Aber am Ergebnis freut mich am meisten, dass wir besonders in jenen Gebieten über dem durchschnittlichen Ergebnis liegen, in denen wir in den letzten Jahren viel Arbeit investiert haben und die für uns bei der Landtagswahl vor zwei Jahren noch unterdurchschnittlich waren.
Die neuen Gemeinderät:innen Gregor Sanders, Pia Tomedi und Sabine Lerch (v.l.n.r.) bei der Wahlparty
Als KPÖ freuen wir uns natürlich über Mandatsgewinne und zusätzliche Möglichkeiten, aber für uns spielt der Aufbau der Partei eine wichtige Rolle. Wie schätzt ihr das ein, inwiefern hat dieser Wahlkampf die Verankerung in der Gesellschaft vertieft?
Pia Tomedi: Ohne die vielen Aktiven wäre das alles gar nicht möglich gewesen. Zahlreiche Infostände, Verteilaktionen, Zeitungen in Postkästen werfen. Da steckt sehr viel ehrenamtliches Engagement von vielen Mitgliedern aus Tirol und darüber hinaus dahinter. Allein der bundesweite Zusammenhalt, den wir spüren, wenn aus verschiedenen Bundesländern Mitglieder aus Partei, Jugend – und Studierendenorganisationen ausschwärmen, um die neuen Türhänger anzubringen, um dann gemeinsam Mittag zu essen.
Jakob Hundsbichler: Im Nachhinein ist uns gar nicht aufgefallen, wie oft wir in bestimmten Gebieten waren. Seit Dezember waren wir im O-Dorf, einem unserer wichtigsten Stadtteile, mit sehr vielen verschiedenen Informationen und Angeboten präsent. Das führt natürlich auch dazu, dass die Bewohnerinnen und Bewohner anders auf uns zugehen. Vor zwei Jahren hieß es dort vor allem: Ach so, die KPÖ gibt es auch in Innsbruck. Heute kommen Menschen, bedanken sich für die Unterstützung oder bringen Kekse zur Stärkung vorbei.
Also ihr habt das Gefühl, ihr seid Teil des sozialen Alltags in einigen Stadtteilen geworden?
Pia Tomedi: Das fängt ein bisschen an ja. Zum Beispiel, dass sich so viele Nachbarinnen und Nachbarn selbstverständlich freuen und zur Wahlfeier kommen. Oder dass Leute am Infostand sagen, sie haben die neue ‘Innsbrucker Stimme’ schon bekommen. Oder eben Leute, die schon von unserer Sprechstunde für Wohnen und Soziales wissen und am Infostand nur nachfragen, wann ein Termin frei ist. Da merkt man, viele Leute sehen die Arbeit, die wir seit einigen Jahren machen. Aber wir stehen da natürlich erst am Anfang.
Jakob Hundsbichler: Insgesamt arbeiten wir ja noch nicht so lang am Wiederaufbau der Partei. Eigentlich sind wir erst seit zwei Jahren wieder kontinuierlich auf der Straße. Und haben vor allem in den letzten Monaten viele verlässliche Aktive gewonnen und eine tolle Stimmung erreicht. Heute kommen Mitglieder aus anderen Bundesländern und sagen, wie motivierend das hier bei uns ist. Das kommt aber aus der kontinuierlichen Arbeit der letzten zwei Jahre.
Was sind denn jetzt eure nächsten Schritte in Innsbruck?
Jakob Hundsbichler: Wir wollen unsere Zeitung, die ‘Innsbrucker Stimme’, regelmäßig herausgeben und gleich weiter in den Stadtteilen präsent sein. Zum Beispiel wollen wir unsere Umfrage zur Innsbrucker-Imobilien-Gesellschaft ‘IIG’, die wir in den letzten Wochen im O-Dorf durchgeführt haben, in andere Stadtteile bringen. Und natürlich dafür sorgen, dass vieles von dem zur täglichen Arbeit wird, was wir im vergangenen Wahlkampf gelernt haben.
Pia Tomedi: Wahlkämpfe sind ja kein Fußballspiel, nach Abpfiff ist Schluss. Die Arbeit geht erst richtig los. Natürlich ist das Einarbeiten in den Gemeinderat, um für leistbares Wohnen Druck zu machen, wichtig. Aber auch unsere tägliche Arbeit und neue Angebote wie die ‘Pizza comunista’, wo wir Nachbarinnen und Nachbarn auf selbstgebackene Pizza einladen und über Wünsche an uns als Mandatarinnen und Mandatare reden wollen.
Danke euch für eure Zeit und das Gespräch!
Das Interview führte Tobias Schweiger, Bundessprecher KPÖ
Pia Tomedi wurde 1988 in Innsbruck geboren. Sie ist ausgebildete Sozialarbeiterin und bietet seit 2022 Sprechstunden für Wohnen und Soziales an. Sie ist die Mutter von zwei kleinen Kindern und auch Landesprecherin der KPÖ-Tirol.
Kontakt: [email protected] | Instagram: piatomedi
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