Die jüngsten tragischen Unfälle im Brenner-Basistunnel (BBT) mit drei Todesopfern innerhalb eines Jahres und schwer verletzten Arbeitern werfen ernste Fragen auf. Wir kritisieren aufs Schärfste, dass diese Todesfälle als „Eigenverschulden“ oder „Verstöße gegen Sicherheitsvorgaben“ abgetan werden. Die Verantwortung darf nicht allein bei den Beschäftigten gesucht werden. Wir nehmen die BBT-Betriebsleitung und die Bauunternehmen für den extremen Arbeitsdruck in die Pflicht und verweisen dabei auf die aktuellen Unfall-Zahlen aus der Bauwirtschaft.
Arbeitsdruck und Prämien schaffen gefährliche Anreize
Wie Medienberichte bestätigen, herrscht auf der BBT-Baustelle ein immenser Zeit- und Leistungsdruck. Bauunternehmen gewähren Prämien für vorfristige Fertigstellung, was zu riskanten Abkürzungen führt. Die Aussicht auf das Lohnplus führt dazu, dass Sicherheitsvorschriften umgangen werden – etwa durch den Verzicht auf Schutzcontainer bei Sprengungen oder das Arbeiten in gesperrten Gefahrenzonen.
“Dass ein Staplerfahrer ohne Führerschein, ein Geologe ohne ausreichende Absicherung und ein Arbeiter im Bereich schwebender Lasten getötet wurden, ist kein Zufall, sondern Ergebnis von Zeit- und Arbeitsdruck. Die verantwortlichen Unternehmen dürfen sich nicht an den Arbeitern abputzen”, sagt KPÖ-Landessprecherin Pia Tomedi.
Die Innsbrucker Gemeinderätin Tomedi widerspricht der Behauptung, die Arbeiter seien „selbst schuld“ und hält die erhobenen Anklagen gegen die Beschäftigten für eine zum Himmel schreiende Ungerechtigkeit. Sie sieht den Grund vielmehr in der “Arbeitshetze” der Unternehmen, die durch Übererfüllung des Zeitplans nach höheren Profiten streben. Dabei verweist die KPÖ-Chefin auf die Statistiken der Arbeitsunfälle im Baugewerbe. Laut einer Studie der Arbeiterkammer Wien fühlen sich 35 % der Bauarbeiter stark oder sehr stark durch Termin- und Zeitdruck belastet, während der Branchendurchschnitt bei 26 % liegt. Dieser erhöhte Stress ist für das zunehmende Unfallrisiko verantwortlich.
Die Unfallrate liegt im Baugewerbe bei 52,1 pro 1.000 Beschäftigten. Damit sei nach Auskunft der Gewerkschaft Bau-Holz, die Baubranche eine der unfallträchtigsten in ganz Österreich. Da Beschäftigte unter Zeitdruck dazu neigen, Sicherheitsvorkehrungen zu vernachlässigen oder Warnsignale zu übersehen. Der Zeitdruck führt auch dazu, dass Beschäftigte trotz Erkrankung arbeiten gehen. Wodurch sich das Unfallrisiko abermals erhöht.
Für Tomedi ist es unter solchen Voraussetzungen schlichtweg verantwortungslos, Prämien für die Termin-Übererfüllung auszuschreiben: “Die Unternehmen wissen aus der Arbeitsunfall-Statistik, welchen Risiken sie ihre Arbeiter aussetzen. Diese einfach zu ignorieren darf kein Kavaliersdelikt sein.”
Teile diese Seite mit Freund:innen: